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Landwirtschaft an Ernärung concernéieren ons all !

Fir e Landwirtschafts- an Ernärungsdësch deen di ganz Gesellschaft representéiert


Offener Brief am Welternährungstag (16/10/2024)


Sehr geehrte Frau Landwirtschaftsministerin,

 

Seit fast einem Jahr sind sie nun im Amt… als Plattform von Akteuren, die sich für eine nachhaltige Landwirtschaft und Ernährung einsetzen, erlauben wir uns, Sie an einige Fakten zu erinnern, an denen unsere Agrar-, Ernährungs-, Wirtschaftspolitik wesentlich Verantwortung trägt:

 

  • Am heutigen Welternährungstag erinnern wir vorrangig an die weltweit 828 Millionen hungernden Menschen. Alle vier Sekunden verhungert ein Mensch, mithin 9 Millionen Menschen pro Jahr (www.sosfaim.lu).

  • Etwa 2,8 Milliarden Menschen auf der Welt können sich eine gesunde Ernährung nicht leisten. Ungesunde Ernährung ist die Hauptursache für alle Formen von Mangelernährung (Unterernährung, Mikronährstoffmangel und Fettleibigkeit), die es heute in den meisten Ländern und allen sozioökonomischen Schichten gibt (FAO).

  • In Luxemburg ist der Fußabdruck unserer Ernährung in etwa doppelt so hoch, als uns eigentlich zustehen würde, bedingt durch den übermäßigen Konsum tierischer Produkte und die großen Mengen an Lebensmittelabfällen (www.2000m2.lu).

  • Die hohe Abhängigkeit der landwirtschaftlichen Produktion von Agrarkonzernen (fossiler Dünger, Spritzmittel, …) und die niedrigen Verkaufspreise erschweren den Strukturwandel in der Landwirtschaft und führen zu Perspektivlosigkeit bei den Bäuerinnen und Bauern.

  • Die Spezialisierung und Intensivierung auf die tierische Produktion spitzt sich weiter zu und verstärkt die Umweltbelastung durch eine hohe Belastung mit Nitrat und Pestiziden und Ammoniak- und Treibhausgasausstoss (Bericht der EU-Kommission über Luxemburgische Agrarpolitik).

  • Zwei Drittel aller Habitate sind in einem schlechten Erhaltungszustand und 80% der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten sind in einem schlechten Zustand. Dabei sind die Arten des Offenlandes und der Feuchtgebiete am stärksten betroffen, also jene Habitatverschlechterungen die vorwiegend auf die intensive Landwirtschaft zurückzuführen sind (www.emwelt.lu).

 

Unser Landwirtschafts- und Ernährungssystem ist demnach alles andere als nachhaltig und es bedarf dringend einer Neuausrichtung der Politik, der sowohl Bäuerinnen und Bauer, als auch Konsumentinnen und Konsumenten größtenteils ausgeliefert sind.

 

Wir sitzen alle in einem Boot, die Landwirtschaftspolitik betrifft uns alle und liegt uns am Herzen! Gerade deshalb müssen wir der Realität ins Auge blicken, statt einfach blind weiterzumachen wie bisher. Die Landwirtschaft auf die Zukunft vorzubereiten heißt, die Agrarwende konsequent umzusetzen. Dies gelingt nur mit einer breiten Diskussion über die Ausrichtung unserer Agrar- und Ernährungspolitik.


Doch leider waren wir auf dem Landwirtschaftdësch bis jetzt nicht eingeladen! Und wer an dem angekündigten Ernärungsdësch überhaupt eingeladen sein wird, ist noch nicht bekannt.

 

Vor diesem Hintergrund möchten wir Sie auch auf die historischen Ergebnisse des Strategischen Dialogs über die Zukunft der EU-Landwirtschaft, der zwischen Januar und August 2024 in Brüssel stattfand, hinweisen (https://agriculture.ec.europa.eu/common-agricultural-policy/cap-overview/main-initiatives-strategic-dialogue-future-eu-agriculture_en#strategic-dialogue-report). Nach siebenmonatigen Debatten haben sich Bauernverbände, Verbrauchergruppen, zivilgesellschaftliche Verbände auf EU-Ebene, zu denen auch wir gehören, und Akteure aus der Industrie auf eine gemeinsame Vision für die Zukunft der Landwirtschaft und der Lebensmittelsysteme in der EU geeinigt. Dieses Ergebnis war dank eines neuen Governance-Modells möglich, das es sehr unterschiedlichen Interessengruppen ermöglichte, über ihre eigenen Positionen hinauszugehen und sich um einen gemeinsamen Aufruf zum Wandel zu versammeln, der besagt, dass Business-as-usual keine Option ist.

 

Der Bericht enthält außerdem eine Vielzahl von Empfehlungen zu allen Aspekten des Agrar- und Ernährungssektors und zeigt einen Weg auf, wie die soziale, ökologische und wirtschaftliche Dimension der Nachhaltigkeit miteinander in Einklang gebracht werden kann. Es werden Lösungen vorgeschlagen, die sowohl die schwierige Situation vieler Landwirte als auch die ebenso dringende Notwendigkeit berücksichtigen, die Landwirtschaft gegen die Bedrohung durch extreme Wetterereignisse abzusichern und gleichzeitig die vom Sektor verursachten Umweltauswirkungen zu bewältigen.

 

Wir möchten den Konsens über die Notwendigkeit hervorheben, die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) umzugestalten, um sie gezielter und wirksamer zu machen. Die Teilnehmer des Strategischen Dialogs, darunter auch unsere Vertreter in Brüssel, waren sich darin einig, dass die Mittel für eine natur- und klimaverträgliche Landwirtschaft erheblich aufgestockt werden müssen, um sicherzustellen, dass Landwirte, die einen Nutzen für die Natur oder das Klima erbringen, für ihre Arbeit belohnt werden. Dies kommt zu den umfassenden Empfehlungen hinzu, mit denen sichergestellt werden soll, dass die Landwirte ein faires Einkommen erhalten.

 

Darüber hinaus fordert der Strategische Dialog die Beibehaltung und Durchsetzung des EU-Umweltrechts, in dem ausdrücklich die Vogelschutz- und Habitatrichtlinie, die Nitratrichtlinie, die Wasserrahmenrichtlinie, das Naturwiederherstellungsgesetz und die Klimagesetzgebung aufgeführt sind. Weiterhin wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, einen gut ausgestatteten Fonds für die Wiederherstellung der Natur (außerhalb der GAP) einzurichten, um Landwirte und andere Landbewirtschafter bei der Wiederherstellung und Bewirtschaftung natürlicher Lebensräume auf Landschaftsebene zu unterstützen. Dies ist auch angesichts des dramatischen Biodiversitätsschwundes und dem damit verbundenen Rückgang der Ökosystemleistungen dringend zu gewährleisten.

 

Dies sind nur einige der kollektiven Empfehlungen, die von den Teilnehmern des Strategischen Dialogs ausgesprochen wurden. Wir möchten Sie ermutigen, den Bericht zur Kenntnis zu nehmen, denn ein derartig systemischer Ansatz ist entscheidend für den systemweiten Wandel, den unsere Landwirte und unsere Umwelt brauchen, um in der Zukunft zu gedeihen.

 

Was die EU-Kommission kann, muss Luxemburg auch zustande bringen! In unseren Augen gilt es nun auch in Luxemburg, im Konsens aller Akteure, den Weg für ein sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltiges Ernährungs- und Landwirtschaftssystem in Luxemburg aufzuzeigen. Hiermit bitten wir Sie, sehr geehrte Frau Ministerin, die Organisationen der Zivilgesellschaft in den anstehenden Prozessen des Landwirtschafts- & Ernährungsdësch einzuladen, denn unsere Landwirtschaft und Ernährung betreffen uns alle.


Mit freundlichen Grüßen

die Mitgliedsorganisationen der Plattform Meng Landwirtschaft

 

natur&ëmwelt a.s.b.l., Vereenegung fir Biolandwirtschaft Lëtzebuerg a.s.b.l., Greenpeace Luxemburg, Action Solidarité Tiers Monde, SOS Faim Luxembourg, Mouvement Ecologique, Aide à l‘Enfance de l‘Inde et du Népal, CELL, Cercle de Coopération, Eglise catholique à Luxembourg, etika, Frères des Hommes, Kampagne „ohne Pestizide“, Lëtzebuerger Landesverband fir Beienzuucht, Ligue CTF, SEED, Slow Food Luxembourg


Meng Landwirtschaft ist eine Plattform von 17 luxemburgischen Interessenvertretungen und Nichtregierungsorganisationen, die sich mit Landwirtschaft, Ernährung, Umwelt, Naturschutz, Tierschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit befassen und solchen, die im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind. Seit über 10 Jahren wollen wir die längst überfällige öffentliche Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft in Luxemburg anregen und aktiv mitgestalten. Zugleich setzen sie sich für eine stärkere Solidarität gegenüber den hiesigen Kleinbetrieben und den Kleinbauern des Südens ein.


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