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Die Agrarwende in Luxemburg ist notwendig und machbar!

26.04.2017


Die Plattform Meng Landwirtschaft (1) stellte heute die Neuauflage ihres Berichts „Landwirtschaft 2.0 – Plädoyer für die Neuausrichtung der luxemburgischen Agrarpolitik“ vor. Der Bericht analysiert die weitreichenden Folgen der jahrzehntelang fehlgeleiteten Landwirtschaftspolitik für Verbraucher, Umwelt und Landwirte in Luxemburg. Die Neuauflage wirft einen Blick auf die Lage des von der Aufhebung der EU-Quotenregelung betroffenen Milchsektors und enthält viele zusätzliche Kapitel, u.a. zu den Themen Gesundheit, Tierschutz, Freihandelsabkommen und Nutzpflanzenvielfalt. Darüber hinaus belegt der Bericht anhand von 15 Best Practice-Beispielen, dass eine nachhaltige Landwirtschaft eine Win-Win-Situation für Umwelt, Verbraucher und Landwirte darstellt. Meng Landwirtschaft ist überzeugt, dass eine nachhaltige Landwirtschaft in Luxemburg notwendig und realistisch ist. Die von Bauernsterben und steigendem Weltmarktdruck gekennzeichnete luxemburgische Landwirtschaft muss die Chancen, die eine nachhaltige Landwirtschaft bietet, zum Wohle von Umwelt, Verbrauchern und nicht zuletzt auch zum Nutzen der Landwirte wahrnehmen. 100% Biolandbau in 1-2 Jahrzehnten sind keine Illusion, sondern eine Notwendigkeit. Die Lösungen existieren, woran es fehlt, ist der politische Wille. Dass Landwirtschaft mit den Interessen von Verbrauchern, Umwelt und Landwirten vereinbar ist, belegten zwei Referenten aus Oberösterreich und der Wallonie. Sie zeigten anhand der Best-Practice-Beispiele „BioRegion Mühlviertel“ und „Bio-Aktionsplan Wallonie“ eindrucksvoll, dass Biolandbau aus der Nische heraus entwickelt werden kann und für viele Akteure wirtschaftlich wichtige Zukunftsperspektiven bietet. BioRegion Mühlviertel in Österreich Mit der Unterstützung der EU sowie mit der Hilfe des Staates und der regionalen Institutionen wurde das Projekt BioRegion Mühlviertel im Jahr 2010 ins Leben gerufen. Bereits beim Start des Projektes wies es einen Biolandbauanteil von 27,4% vor. Der Zielsetzung der Landesregierung zufolge sollte bis zum Jahr 2020 die Zahl der Biobetriebe im Mühlviertel um weitere 25% steigen. 2015 waren es bereits 30% mehr, und es wird noch weiter gehen. Eine entscheidende Rolle kommt dabei der landwirtschaftlichen Ausbildung zu. Der biologische Landbau hat in der regulären landwirtschaftlichen Ausbildung in Europa noch nicht den Platz gefunden, den es braucht, um in Zukunft auf ausreichend entsprechend ausgebildete Bauern, Gärtner, Obstbauern, Winzer usw. zurückgreifen zu können. „Unsere Welt braucht eine wesensgerechte Landwirtschaft. Darunter verstehe ich, dass der Mensch sich seiner Verantwortung bewusst ist, möglichst in Kreisläufen zu wirtschaften. Davon können wir dann junge Menschen begeistern. Die Politik kann dafür die Rahmenbedingungen schaffen", erklärte Brigitte Eder, Lehrbeauftragte an der ersten österreichischen Fachschule für Biolandbau in Schlägl im österreichischen Mühlviertel. Biolandwirtschaft in der Wallonie In der Wallonie gab es im Jahr 1987 nur 37 Biobetriebe und auch zehn Jahre später waren es nur 184. Im Jahr 2012 wurde zur weiteren Entwicklung der regionalen Bioproduktion ein Aktionsplan (2) erlassen, mit dem Ziel, bis 2020 einen Anteil an 14% Ökobetriebe zu erreichen. Der Biolandbau soll in allen Maßnahmen der Landwirtschaftspolitik berücksichtigt werden. „Der Strategieplan für die Entwicklung der Bio-Landwirtschaft in der Wallonie bis 2020 wurde Mitte 2013 verabschiedet und wird seitdem umgesetzt. Sein Ziel ist, die wallonische Produktion von Bio-Produkten zu erhöhen, die Verarbeitung lokal erzeugter Produkte zu entwickeln, der Nachfrage nach wallonischen Bio-Produkten gerecht zu werden und den Verbrauch von wallonischen Bio-Produkten zu fördern“, erklärt Dr. Serge Massart, der im belgischen Landwirtschaftsministerium an der Evaluierung und Revision des Aktionsplanes für den biologischen Landbau arbeitet. Der Aktionsplan erweist sich als erfolgreich: seit 2011 ist die Zahl der Betriebe von 980 (7%) auf bereits 1.347 (10,5%) Ende 2015 gestiegen. Die Wallonie ist damit auf dem richtigen Weg und hat dabei auch schon Luxemburg über den Lebensmitteleinzelhandel als Absatzmarkt entdeckt. Ein „Weiter wie bisher“ darf für die luxemburgische Landwirtschaft keine Option sein. Meng Landwirtschaft fordert eine Kehrtwende in der luxemburgischen Agrarpolitik: wir brauchen eine Landwirtschaft, die Verbraucher und Umwelt schützt und insbesondere den Landwirten eine wahre Zukunftsperspektive bietet. Sie muss sich zur lokalen und regionalen Versorgung der Menschen mit wirklich nachhaltig produzierten Lebensmitteln umorientieren und dazu beitragen, dass Luxemburg in Bezug auf seine Lebensmittelversorgung ein größtmögliches Maß an Autonomie erreicht. Die luxemburgische Regierung hat es versäumt, die dringend notwendige Neuorientierung hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft in Luxemburg einzuleiten. Das 2016 verabschiedete Agrargesetz enthält nur wenige schlagkräftige Maßnahmen, die den aktuellen Problemen und Herausforderungen in der Landwirtschaft gerecht werden“, erklärt Daniela Noesen, Direktorin von Bio-Lëtzebuerg. „„Dies betrifft die Ausweitung der Biolandwirtschaft ebenso wie den Wasserschutz, den Erhalt der Biodiversität sowie die Erhaltung und Förderung des landwirtschaftlichen Berufes. Die für die Jahre 2014-2020 vorgesehenen Staatsausgaben werden größtenteils für die Fortführung der bisherigen Agrarpolitik eingesetzt.“ Meng Landwirtschaft fordert, dass die öffentlichen Gelder auch für die Honorierung öffentlicher Leistungen eingesetzt werden anstatt diese weiterhin im Gießkannenprinzip zu verteilen. Luxemburg sollte die Chance nutzen, um Gelder aus der 1.Säule in die 2.Säule umzuschichten, wie es die EU als Handlungsoption anbietet. Dann wären mehr Gelder für den Ressourcenschutz etc. vorfügbar. „Der Paradigmenwechsel in der Landwirtschaft und alternative Konzepte für die Landwirtschaft sind in Luxemburg längst überfällig. Wir brauchen ein Umdenken in der Politik, in der Wirtschaft, bei den Landwirten und deren Vertretungen und nicht zuletzt auch bei den Verbrauchern“, fordert Raymond Aendekerk, Direktor von Greenpeace Luxemburg. „Bestehende Handlungsspielräume in der europäischen und nationalen Agrarpolitik sind bisher von der luxemburgischen Politik nicht wahrgenommen und zukunftsweisende Initiativen nicht gestartet respektive gefördert worden. Es ist die Aufgabe der Politik, die Weichen für eine nachhaltige, Ressourcen schonende und für die Landwirte akzeptable und machbare Landwirtschaft zu ermöglichen.“ Download: Berichts „Landwirtschaft 2.0 – Plädoyer für die Neuausrichtung der luxemburgischen Agrarpolitik“ (1) Die Plattform Meng Landwirtschaft wird von folgenden 23 Organisationen getragen: natur&ëmwelt, Bio-Lëtzebuerg – Vereenegung fir Bio-Landwirtschaft Lëtzebuerg, Greenpeace Luxemburg, Action Solidarité Tiers Monde, SOS Faim Luxembourg, Mouvement Ecologique, Caritas Luxembourg, Aide à l’Enfance de l’Inde, attac, CELL, Cercle de Coopération, Emweltberodung Lëtzebuerg, Eglise catholique à Luxembourg, etika, Fairtrade Letzebuerg, Frères des Hommes, FUAL, Initiativ Liewensufank, Ligue CTF, SEED, Slow Food Luxembourg, VegInfo Luxembourg und Vegan Society Luxembourg. (2) Der operative Teil des Plans wird mittels 30 Maßnahmen umgesetzt, die mehrere große Bereiche abdecken: (i) Gouvernance-Maßnahmen, (ii) Forschung, (iii) Schaffung der technischen Rahmenbedingungen, (iv) Lehre und Ausbildung und (v) Förderung. Die Bewertung der mittelfristigen Umsetzung des Plans ergab, dass trotz der umgesetzten Maßnahmen der Bio-Markt schneller wächst als die primären oder sekundären Produktionsmittel. Dies bedeutet, dass die Wallonie die wirtschaftlichen und ökologischen Gewinne nicht ausschöpft. Die Ziele des Plans wurden neu beurteilt und der Operationsplan wird in enger Abstimmung mit dem Bio-Sektor überarbeitet. Dabei wird die Situation der Landwirte berücksichtigt, insbesondere mit Hinblick auf die Rentabilität und eine angemessene Entschädigung. Die Anstrengungen müssen daraufhin ausgerichtet werden, die weitere Entwicklung der Sektoren Produktion, Verarbeitung und Vermarktung noch weiter zu stärken. Dabei müssen die Besonderheiten dieser Sektoren berücksichtigt werden.


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